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Anat Manor

. . . Manchmal weiß ich nur, wie ich anfangen möchte; dann wieder ahne ich schon im Voraus, wie das Werk aussehen soll . . . – Manchmal überlege ich zu viel, tue nichts, lasse die Dinge auf mich zukommen. Irgendwann fließen der Gedanke und das Gefühl durch die Hand und treffen sich auf der Unterlage, auf dem „Territorium“ des Prozesses. Dann erzählen die Linien sich selbst – sie werden die Fasern der Seele und decken ihre Geheimnisse auf, die Bedürfnisse nach Raum und Grenze. Ein anderes Mal tue ich etwas, ohne zu überlegen: intuitiv, impulsiv, expressiv. Ab und zu erlaube ich mir auch, mit Farben und Formen auf den Unterlagen ohne Ziel zu „reisen“ und zu „schweben“.

Das ist eine Fahrt auf zwei „Schienen“. Mit anderen Worten: Charakteristisch für diese Arbeitsweise sind Parallelität und Dualität – sie kommen auch thematisch zum Ausdruck, z. B. in der Polarität von Zugehörigkeit und Fremdheit, Heiligem und Weltlichem, Judaismus und Universalismus, Permanenz und Provisorium, Materiellem und Spirituellem, Provinz und Großstadt, Vergangenheit und Gegenwart, Deutschland und Israel.

Auf der ersten Schiene beschäftige ich mich mit einem fest umrissenen Thema, das mich gerade bewegt, z. B. „Brot“ oder „Fenster“. Auf dieser Schiene denke ich über angemessene Materialien und Gestaltungsformen nach. So suche ich nach Rundheit oder Festheit von zu gestaltenden Objekten und/oder Installationen, nach dem gelingenden Zusammenspiel disparater Elemente in einem Bild oder nach jener Form, in der projektierte Einzelarbeiten (Zeichnungen, Gemälde, Collagen) den Charakter eines in sich geschlossenen Zyklus‘ gewinnen. Auf der zweiten Schiene warte ich so lange, bis ich jene intuitive Sicherheit gewonnen habe, bei der die Dinge synchronisiert sind.

Ich lege mich ungern fest, experimentiere lieber auf spielerische Weise, lasse mich von Situationen und Alltagsobjekten stimulieren und recycle derartige Gegenstände in Werken. Ich benötige immer wieder Erneuerung – und jede Änderung belebt mich . . .